31 März 2006

Verarbeiten

Die Server meines französischen Blogs hatten kurzfristig den Geist aufgegeben, anscheinend aufgrund eines Totalausfalls des staatlichen Stromversorgers. In den Foren gab es rauhe Mengen ärgerlicher, zum Teil hysterischer Posts, auch das ein Zeichen, dass in Frankreich momentan vieles schief läuft. Allerdings hatte ich die ganze Woche über so viel zu tun, dass ich selber gar nicht zum Posten gekommen wäre. Insbesondere mein Job als Personalvertreter hielt mich auf Trab: Meeting mit den anderen Personalvertretern am Mittwoch, mit dem Personal am Donnerstag, mit dem Boss am Freitag, Vorbereitung der Vollversammlung am Montag... Immerhin hat uns der Boss die Funktionsweise des französischen (und vermutlich nicht nur des französischen) Verwaltungsapparats erklärt: "Wenn man euch sagt, der Mülleimer ist ein Hund, dann gebt ihm Zucker und verlangt von ihm, er soll Männchen machen." Klasse Tipp. Ich hab's gleich mit dem nächst erreichbaren Mülleimer ausprobiert.

Unterdessen turnt meine bessere Hälfte dienstlich in Frankreich rum, was wie immer Auswirkungen auf meine Essensgewohnheiten hat (Nudeln, Pasta, diverse Cholesterinbomben). Nur am Mittwoch hatte Aurora überraschend ein Abendessen zubereitet, ein ausgezeichnetes, fast gar nicht scharf... Okay, in den Stunden danach konnte ich meine Kippen ohne Feuerzeug anzünden, einfach draufblasen und schon...

Der französische Verkehrsminister meinte neulich, dass die zum Teil gewalttätigen Demos in Frankreich dem Tourismus abträglich seien. Meine Studis, allesamt frankophil und potentielle Touristen, finden das nicht. Mal abgesehen, dass sie samt und sonders gegen den von der Regierung durchgepeitschten Arbeitsvertrag sind, wissen sie auch zwischen Demonstanten und Krawallmachern zu unterscheiden.

28 März 2006

A Year in the Merde

Wir Ausgewanderte, Nomaden, Durchreisende kennen das zu Genüge: bizarre Erfahrungen, Begegnungen der dritten Art und darüber hinaus, kulturelle, finanzielle oder bürokratische Miss- und Einverständnisse, falsche Entdeckungen und wahre Odysseen. Man braucht nur bei www.expat-blog.com vorbeizuschauen und schon wird man fündig: uns allen passieren meistens ähnliche Geschichten. Und dann gibt es ja noch Bücher. Unter den Bestsellern der Antike finden sich verdächtig viele Geschichten von Leuten, die nicht still sitzen konnten oder durften: die Odyssee natürlich, Exodus, bis hin zu Ovids Epistulae ex Ponto. Aktuelleres zum Thema findet man bei Stephen Clarke und seinem Opus A Year In The Merde. Ein Jahr in der Scheisse, oder eben die Geschichte eines Briten, der ein Jahr in Paris verbringt, dort ein Tearoom-Kette aufbauen soll und mit allen möglichen und unmöglichen Arbeits-, Essens- und Liebesweisen der Franzosen konfrontiert wird. Und es ist zum Totlachen. Ein Franzosenhassbuch ist es nicht, anders als der Titel verlauten lässt. Ich wittere vielmehr einen Seitenhieb auf den Kollegen Peter Mayle und sein A Year In The Provence, eine doch etwas zu süssliche Idylle des Lebens way down south.
Insgesamt also britischer Humor in Bestform. Und übrigens, so scheisse kann das Jahr für Stephen Clarkes Titelfigur nicht gewesen sein, denn längst gibt es eine Fortsetzung. Die natürlich einen ähnlich beschissenen Titel trägt.

24 März 2006

Es lebe Aurora!

Jeden Dienstag Abend rechtfertigt das traute Heim, das uns als Wohnung dient, einen Einsatz des Katastrophenschutzes, des technischen Hilfswerks und des BKA: es herrscht eben leichte Unordnung. Dass meine bessere Hälfte und ich trotzdem nicht zum Telefon greifen, liegt daran, dass tags drauf Aurora kommt. Und ohne Aurora, so viel steht fest, wären wir aufgeschmissen.

Aurora ist unsere Putzfrau. Eigentlich ist sie tausendmal mehr als das. Ich hatte lange geglaubt, "Hausfrau" hiesse auf Spanisch "alma de casa", also wörtlich "Seele des Hauses", und ich fand das ungemein poetisch und im Falle Auroras ungemein zutreffend. Erst kürzlich habe ich erfahren, dass "Hausfrau" in Wirklichkeit "ama de casa", also "Herrin des Hauses" heisst, was schon wesentlich prosaischer klingt und im Falle Auroras auch zu prosaisch.

Aurora waltete schon ihres Amtes, lange bevor ich nach Mexiko kam. Ich war es nicht gewohnt, eine Putzfrau zu haben. In Deutschland verdächtigt man sich ja der Sklavenhaltung, wenn man nicht gerade eine Grossfamilie managt. Mein Vater hat zwar auch eine Putzfrau, doch erleidet er am Vorabend regelmässig Panikattacken und räumt alles auf, damit die Putzfrau aufräumen kann. Hier in Mexiko dagegen hat fast jeder eine muchacha, gutsituierte Familien verfügen sogar über ganze Regimenter von muchachas, und wie gesagt, manche sind gelegentlich mehr als das. Aurora zum Beispiel ist sich nicht zu schade, uns eine gewisse Sorglosigkeit vor Augen zu führen, wenn sie mal wieder im Kühlschrank die Überreste des Mittagessens von vor einer Woche entdeckt. Worauf sie mir besagte Überreste vor die Nase hält und scheinbar überlegend meint, das könne man doch wegwerfen, oder? Machmal kann der Zaunpfahl gar nicht gross genug sein.

Sie steckt voller Initiativen, besonders in Sachen Innenarchitektur. Gut, wenn wir aus dem Urlaub kommen, haben wir gelegentlich den Eindruck, wir hätten zufällig die falsche Wohnung betreten. "Liebling, war das Schlafzimmer nicht hier, vorher?" - "Äh... meinst du?". Aber Aurora darf das. Und wir gewöhnen uns an die neuen Arrangements, die mitunter mehr feng shui versprühen als früher, wer weiss.

Mittwoch abend ist alles pikobello. Übrigens laden wir am liebsten mittwochs Leute ein. Was nicht weiter verwundern soll.

18 März 2006

Man kultiviert sich

Im Institut gehört es zum guten Ton, den Mexikanern nicht nur die Feinheiten der französischen Sprache sondern auch die Grundlagen französischer Kultur beizubringen. Nichts leichter als das, hm? Wie dem auch sei, heute ist für meinen Fortgeschrittenenkurs "Klassenausflug" angesagt, und zwar ins Casa de Francia, Besichtigung mit Führung bis 20h00, anschliessend kann man noch im Viertel einen trinken gehen und damit die corporate identity fördern. Wie immer, wenn ich so was organisiere, bleibt die Hälfte des Kurses schlicht zu Hause, und auch dieser Kurs hält der Tradition die Treue, was will man machen.

Ich treffe verfrüht ein und nutze die Zeit, um mich in der Buchhandlung umzusehen, kaufe ein paar Zeitungen. Bei allem, was in Paris zur Zeit wieder abgeht, muss man sich ja informieren. Das Buchangebot ist wie immer armselig. Kollegen haben schon vermutet, diese Buchhandlung diene eigentlich der Geldwäsche. Nach und nach erscheinen die Studis, David, Atenea, Gilda, die beiden Alejandras, Mario, Marco, Homar - es kann losgehen. Zu meiner Linken, das Restaurant "Cordon Bleu", eigentlich eine Kochschule, sehr gut und sehr teuer. Zu meiner Rechten, das Institut für Modedesign (Gastronomie und Haute Couture, man bleibt sich treu...). Und nun die Mediathek. Diese ist allerdings ausgezeichnet, dank verdienstvoller Mitarbeiter. Zunächst die Zeitschriften, dann die CDs, dann die DVDs, schliesslich die Bücher. Den Studis gefällt es (was durchaus beabsichtigt war), sie sind sogar hellauf begeistert, als sie die Erwachsenencomicabteilung entdecken mitsamt den wenig prüden Illustrationen (das war zwar weniger beabsichtigt, aber wenn schon...). Ich weise darauf hin, dass Leute wie Reiser, Moëbius, Druillet, Margerin etcetera in Frankreich zur Hochkultur zählen.

Wir lassen den Abend im Konditori in der Zona Rosa ausklingen. Vor rund dreissig Jahren zählte das Viertel noch zu den kulturell dynamischsten. Inzwischen ist es eine einzige Touristenfalle mit wenig Lichtblicken, dafür mit um so mehr kitschigen Mariachibars und Stripteaselokalen. Die Studis stellen mir die üblichen Fragen, wie lange ich schon im Mexiko sei, warum und mit wem, welche andere mexikanische Städte ich schon besichtigt habe, was mir an der Hauptstadt besonders missfalle (komisch, ich werde selten gefragt, was ich an der Hauptstadt liebe...). Ich spule meine Standardantworten ab, dann bin ich mit dem Auskundschaften dran. Atenea lädt mich zu den Proben ihrer Band ein, dessen Sängerin sie ist. Und das war's auch schon: Acht Studis, denen Gelegenheit gegeben wurde, ihr Französisch mal ausserhalb des Klassenraums anzuwenden.

Was anderes: neulich stand im Spiegel, dass die mp3-Tauschbörsen im Netz nacheinander dichtmachen. Ach nee? In der Bloggerszene gibt es noch genug Widerständler, keine Angst. Und mal ehrlich, ich werde mich kaum genieren, hier und dort die Maus spazieren zu führen, besonders, wenn es um Musik geht, die kaum oder gar nicht im Handel vorrätig ist. Man muss ja nicht den Schrott hören, den uns die Majors andrehen wollen, und Deutschland kann von mir aus seinen Superstar suchen, aber ohne mich. Wen's interessiert, der kann zum Beispiel mal bei mordi vorbeischauen und sich durch die Links klicken. Da gibt's einiges zu hören - und nicht nur zu hören, hehe!... Was? Nö, habichnichgesagt.

13 März 2006

Welke Blätter 2

Ich war wohl etwas voreilig, bei den letzten Welken Blättern. Natürlich kann man im Netz rauhe Mengen spitzfindiger Anekdötchen über alle möglichen Leute finden, wenn man die üblichen Suchmaschinen anschmeisst. Es kann allerdings auch vorkommen, dass Leute, die vor zwei oder drei Jahren noch präsent waren, auf Nimmerwiedersehen verschwinden... Sehr beunruhigend...

Heather zum Beispiel. Das war noch aus der Zeit, Anfang der Neunziger, als ich in einer Kölner WG wohnte, sechs Leute, drei Männlein, drei Weiblein. Heather gehörte zum Bekanntenkreis von Jochen dem Drummer. In Wirklichkeit hiess sie nicht Heather, sie war glaube ich kenianischen Ursprungs und adoptiert worden, andererseits klang Heather wesentlich cooler, wenn man Sängerin in einer Soulband war, den Soul Suckers. Die Band hatte lokale Berühmtheit erlangt - und dabei sollte es auch bleiben. Es reichte aber immerhin für eine Live-CD.

Gerade live war die Band ausgesprochen gut, nicht zuletzt wegen Heather, die, wenn sie einen Klassiker wie "I've Been Loving You Too Long" darbot, sich dermassen ins Zeug legte, dass der Gänsehauteffekt bis zum nächsten Wochenende anhielt. Sie wusste Bescheid. Wenn sie mal einen Fernsehauftritt als Background-Sängerin für irgendeinen längst vergessenen Typ hatte, tat sie das mit der erforderlichen Coolness, warf mal beispielsweise mitten im Einsatz einen Blick zur Seite, so, als passierte gerade was im Off - in Wirklichkeit war da nix, aber so demonstrierte sie a) dass sie ihren Job beherrschte und b) dass sie sich erlauben konnte, sich während der Aufnahme ablenken zu lassen. Und c), dass das Schicksal des Knallkopps im Scheinwerferlicht ihr am Arsch vorbeiging.

Einige Zeit später wurde in der WG ein Zimmer frei, und Heather zog ein. Da sie chronisch Pleite war und es mit der Miete auch sonst nicht so genau nahm, mussten gelegentlich sog. klärende Gespräche statt finden. Irgendwann hatte Jochen und ein paar andere Kumpels mit ihr eine Cover-Version von "Streets of London" produziert, die allerdings auch nicht abhob. Es reichte damals, schwarz zu sein und in angesagten Kneipen herumzuhängen, um irgendwelche Sonntagsproduzenten anzulocken, die nach einem eingehenden Casting ("Singste?") auf einen intergalaktischen Hit hofften.

Irgendwann bin ich ausgezogen und habe Heather aus den Augen verloren. Die Soul Suckers gibt es längst nicht mehr; eine verwaiste Website zeugt noch von ihrer Existenz. Jahre später hat Heather eine weitere Maxi-CD aufgenommen. Dann verlieren sich die Spuren.

08 März 2006

Lockruf

Tut mir ja leid, Euch das einfach so zu sagen, Euch Europäern und Nordnordamerikanern, die Ihr momentan von Schnee und Wind und Regen und Kälte arg gebeutelt werdet - aber wir hier in Mexiko, wir geniessen gerade angenehme sommerliche Temperaturen. Noch dazu blühen wieder die Jacarandas; ganz México violettisiert sich. Und das sieht dann so aus:

Hübsch, nicht?

PS: Worauf wartet Ihr noch? Wandert aus!

04 März 2006

Tragik des Kakerlakendaseins

Schaut euch mal das folgende Bild genau an. Es handelt sich um die kläglichen Überreste eines grosszügigen Buffets, das jeden Samstag in der Cafeteria des IFAL pünktlich um 11h30 den Profs und Studis aufgetischt wird:

Und? Irgendwas Schockierendes? Nicht? Genau. Anscheinend hat's allen geschmeckt, Beschwerden gab es keine. Und doch hat vor einigen Tagen ein Zwischenfall das Vertrauenskapital, das kritischen VerbraucherInnnen, also Leute wie du und ich, eine feste Burg ist, entscheidend dekonstruiert, ja geradezu zerfetzt. Dabei arbeiten in der Cafeteria anständige Leute, die wer weiss gelegentlich selber am Hungertuch nagen (was ja, wenn ich's mir recht überlege, in einer Cafeteria der Gipfel wäre - aber ich schweife ab).

Kurz, eines schönen Morgens bestellte sich Kollegin Hilda huevos a la mexicana, also tomatierte chilierte Rühreier, und gerade wollte sie sich mit einem munteren Gabelstich über ihr Essen hermachen, als sie - ¡ay, que horror! - in besagten Rühreiern einen Fremdkörper ausmachte, und zwar den einer Kakerlake. Hallo.

Ein Laie in Sachen mexikanischer Küche würde nun die üblichen Sprüche kloppen und behaupten, die Mexikaner, die fressen ja alles Mögliche, Würmer, Heuschrecken, Iguane, Labskaus - ah nee, Labskaus, das sind ja wir - und hätten sogar dem zähen Insekt eines ihrer beliebtesten Volkslieder gewidmet, La Cucaracha, und also braucht man sich nicht zu wundern. Von wegen: abgesehen davon, dass Kollegin Hilda Mexikanerin ist und man ihr so schnell kein X für ein U vormacht, hat eine Kakerlake nach Meinung anerkannter Experten in huevos a la mexicana nichts verloren. Daher der Skandal, zwei oder drei grün angelaufene Gesichter, und Sandra, die stante pede jedem Anwesenden augenblicklich vorschlägt, die Küche zu begutachten, nur für den Fall, dass jemand meinte, darin spielten sich Szenen wie in einem Billighorrorstreifen ab, etwa "Kakerlaken küsst man nicht".

Und dabei war mir nur ein Tag zuvor doch tatsächlich eine Kakerlake im Institutsflur begegnet. Vielleicht war es sie ja. Wenn ich gewusst hätte... Und wenn sie gewusst hätte, dass schon bald ihr Leben im Rührei enden würde! Das Leben ist eine einzige tomatierte chilierte Tragödie.

02 März 2006

Das Geheimnis des Rätsels des Schatzes

Statt auf Löwen-, Fuchs-, Hasen- oder Hexenjagd zu gehen, kann man sich auch mit harmloseren Varianten zufriedengeben. Zum Beispiel mit der Bücherjagd. Was México betrifft, so befinden sich die ergiebigsten Jagdgründe in der Calle Donceles, im historischen Zentrum. Ein Antiquariat grenzt dort ans andere, die Bücher stapeln sich bis zur Decke, mal penibel sortiert, mal chaotisch angehäuft. Ich für meinen Teil suche in erster Linie nach deutschen oder französischen Büchern. Manchmal werde ich fündig, stosse auf eine Rarität, eine längst vergessene Erst- oder Kleinstausgabe, nette Sächelchen eben. Ich kann mich allerdings auch mit Kleinwild begnügen. Das Spannende ist ja, nicht nur das Buch selbst, sondern auch Spuren vom ehemaligen Besitzer zu finden, schliesslich haftet an jedem deutschen oder französischen Buch, dass man hier in Mexiko findet, etwas Geheimnisvolles: wie kam das Buch hierhin? Wer war der Besitzer? Wer hat es verkauft?

Diesmal finde ich ein Werk der belgischen Autorin Françoise Mallet-Joris, "La maison de papier", Erstausgabe, erschienen 1970 beim Pariser Grasset-Verlag. Nichts Besonderes, die Taschenbuchausgabe ist im Handel vorrätig - wäre da nicht ein Kärtchen, das ein gewisser André M***, seines Zeichens Generalsekretär einer Firma aus dem Vorortstädtchen Ivry-sur-Seine, an eine ebenso gewisse Suzanne M*** richtet. Die Firma gibt es übrigens noch, hab's überprüft. Das Kärtchen ist auf den 17 November 1970 datiert. Der Wortlaut (ich übersetze):

mit meiner Hochachtung
für Frau Suzanne M***
die Memoiren des kürzlich verstorbenen Sie-wissen-schon-wer sind nicht mehr vorrätig. Eine Neufauflage ist in Planung. Mit meinem Bedauern.

Hmm... Kürzlich verstorben? Das kann nur Charles de Gaulle sein, verstorben am 9. November 1970. Die Memoiren blieben zwar unvollendet, doch ist es denkbar, dass sozusagen als Totenehrung ein Run auf den ersten bis dato veröffentlichten Band einsetzte. Okay, zusammengefasst hiesse das Folgendes: Frau Suzanne M*** (wer war sie? eine Französin in Mexiko? als was? verheiratet? mit wem?) bittet ihren Bekannten André M*** um die Memoiren de Gaulles. Dieser gehorcht, kehrt aber mit leeren Händen von seinem Buchhändler zurück und schickt ihr stattdessen "La maison de papier" von Françoise Mallet-Joris. Komisch, warum ausgerechnet dieses Buch? Mallet-Joris galt noch zu dieser Zeit als Autorin eines skandalösen Romans, in dem erstmals lesbische Liebe thematisiert wurde, hatte allerdings in späteren Jahren den ein oder anderen Literaturpreis eingeheimst und war gerade Mitglied der Académie Goncourt geworden. Nichts jedoch, was auf einen Zusammenhang mit dem verstorbenen Staatsmann schliessen liesse. Wahrscheinlich war Freund André nicht gerade ein Literaturkenner... Was verband ihn mit Suzanne M***? War sie vielleicht die Frau eines Geschäftspartners? Vielleicht nicht. Warum hat Suzanne M*** das Kärtchen im Buch aufbewahrt? Seltsam ist auch die Formulierung "Sie-wissen-schon-wer", so als wäre nicht de Gaulle, sondern der leibhaftige Lord Voldemort gemeint.

Ich hätte beinahe noch ein Traktat über die Komödie gekauft, dass ein Typ namens Aristoteles geschrieben hat (vermutlich ein Pseudonym). Das Buch wirkte sehr alt, die Seiten waren unten seltsam geschwärzt und das Ganze war auf Griechisch. Aber da mich Komödien nicht interessieren...