Jeden Dienstag Abend rechtfertigt das traute Heim, das uns als Wohnung dient, einen Einsatz des Katastrophenschutzes, des technischen Hilfswerks und des BKA: es herrscht eben leichte Unordnung. Dass meine bessere Hälfte und ich trotzdem nicht zum Telefon greifen, liegt daran, dass tags drauf Aurora kommt. Und ohne Aurora, so viel steht fest, wären wir aufgeschmissen.
Aurora ist unsere Putzfrau. Eigentlich ist sie tausendmal mehr als das. Ich hatte lange geglaubt, "Hausfrau" hiesse auf Spanisch "alma de casa", also wörtlich "Seele des Hauses", und ich fand das ungemein poetisch und im Falle Auroras ungemein zutreffend. Erst kürzlich habe ich erfahren, dass "Hausfrau" in Wirklichkeit "ama de casa", also "Herrin des Hauses" heisst, was schon wesentlich prosaischer klingt und im Falle Auroras auch zu prosaisch.
Aurora waltete schon ihres Amtes, lange bevor ich nach Mexiko kam. Ich war es nicht gewohnt, eine Putzfrau zu haben. In Deutschland verdächtigt man sich ja der Sklavenhaltung, wenn man nicht gerade eine Grossfamilie managt. Mein Vater hat zwar auch eine Putzfrau, doch erleidet er am Vorabend regelmässig Panikattacken und räumt alles auf, damit die Putzfrau aufräumen kann. Hier in Mexiko dagegen hat fast jeder eine muchacha, gutsituierte Familien verfügen sogar über ganze Regimenter von muchachas, und wie gesagt, manche sind gelegentlich mehr als das. Aurora zum Beispiel ist sich nicht zu schade, uns eine gewisse Sorglosigkeit vor Augen zu führen, wenn sie mal wieder im Kühlschrank die Überreste des Mittagessens von vor einer Woche entdeckt. Worauf sie mir besagte Überreste vor die Nase hält und scheinbar überlegend meint, das könne man doch wegwerfen, oder? Machmal kann der Zaunpfahl gar nicht gross genug sein.
Sie steckt voller Initiativen, besonders in Sachen Innenarchitektur. Gut, wenn wir aus dem Urlaub kommen, haben wir gelegentlich den Eindruck, wir hätten zufällig die falsche Wohnung betreten. "Liebling, war das Schlafzimmer nicht hier, vorher?" - "Äh... meinst du?". Aber Aurora darf das. Und wir gewöhnen uns an die neuen Arrangements, die mitunter mehr feng shui versprühen als früher, wer weiss.
Mittwoch abend ist alles pikobello. Übrigens laden wir am liebsten mittwochs Leute ein. Was nicht weiter verwundern soll.
24 März 2006
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