04 März 2006

Tragik des Kakerlakendaseins

Schaut euch mal das folgende Bild genau an. Es handelt sich um die kläglichen Überreste eines grosszügigen Buffets, das jeden Samstag in der Cafeteria des IFAL pünktlich um 11h30 den Profs und Studis aufgetischt wird:

Und? Irgendwas Schockierendes? Nicht? Genau. Anscheinend hat's allen geschmeckt, Beschwerden gab es keine. Und doch hat vor einigen Tagen ein Zwischenfall das Vertrauenskapital, das kritischen VerbraucherInnnen, also Leute wie du und ich, eine feste Burg ist, entscheidend dekonstruiert, ja geradezu zerfetzt. Dabei arbeiten in der Cafeteria anständige Leute, die wer weiss gelegentlich selber am Hungertuch nagen (was ja, wenn ich's mir recht überlege, in einer Cafeteria der Gipfel wäre - aber ich schweife ab).

Kurz, eines schönen Morgens bestellte sich Kollegin Hilda huevos a la mexicana, also tomatierte chilierte Rühreier, und gerade wollte sie sich mit einem munteren Gabelstich über ihr Essen hermachen, als sie - ¡ay, que horror! - in besagten Rühreiern einen Fremdkörper ausmachte, und zwar den einer Kakerlake. Hallo.

Ein Laie in Sachen mexikanischer Küche würde nun die üblichen Sprüche kloppen und behaupten, die Mexikaner, die fressen ja alles Mögliche, Würmer, Heuschrecken, Iguane, Labskaus - ah nee, Labskaus, das sind ja wir - und hätten sogar dem zähen Insekt eines ihrer beliebtesten Volkslieder gewidmet, La Cucaracha, und also braucht man sich nicht zu wundern. Von wegen: abgesehen davon, dass Kollegin Hilda Mexikanerin ist und man ihr so schnell kein X für ein U vormacht, hat eine Kakerlake nach Meinung anerkannter Experten in huevos a la mexicana nichts verloren. Daher der Skandal, zwei oder drei grün angelaufene Gesichter, und Sandra, die stante pede jedem Anwesenden augenblicklich vorschlägt, die Küche zu begutachten, nur für den Fall, dass jemand meinte, darin spielten sich Szenen wie in einem Billighorrorstreifen ab, etwa "Kakerlaken küsst man nicht".

Und dabei war mir nur ein Tag zuvor doch tatsächlich eine Kakerlake im Institutsflur begegnet. Vielleicht war es sie ja. Wenn ich gewusst hätte... Und wenn sie gewusst hätte, dass schon bald ihr Leben im Rührei enden würde! Das Leben ist eine einzige tomatierte chilierte Tragödie.

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