13 Februar 2006

Stunden für alle

Eine eher unerfreuliche Charakteristik meiner Funktion als frisch gewählter Personalvertreter ist es, dass ich von nun an reihenweise (unbezahlte) Überstunden ableisten muss. Überraschung. Heute nehme ich, der Transparenz wegen, an der traditionellen Vorverteilung der Kurse teil, schon am Dienstag beginnt das neue Semester. Die Stimmung ist mittelprächtig. Statt der erhofften langen Schlangen begeisterter Einschreibewilliger ist mehr oder weniger tote Hose. Man tröstet sich: es ist Samstag, das Wetter ist auch nicht gerade berauschend, wir stehen kurz vor der quinzena, d.h., die Mexikaner, die ihr Gehalt meistens vierzehntäglich und nicht monatlich ausbezahlt bekommen, sind so gut wie pleite, ausserdem war gerade verlängertes Wochenende etc. etc.

Der Montag wird hoffentlich besser, aber wie dem auch sei, die Kurse müssen verteilt werden, und zwar jetzt. Bei uns läuft's wie überall: Dienstalter hat Vorfahrt. Die dienstältesten Kollegen haben demnach Anrecht auf die Filetstücke: interne Kurse, die nicht zu früh beginnen, nicht zu spät enden. Für Neulinge dagegen wird's meistens knapp: externe Kurse, die ausserhalb des Instituts jottwedeh um sieben Uhr früh beginnen, reihenweise Vertretungen (kann ich ein Liedchen von singen...). Kopfzerbrechen bereitet, welches Kursangebot wir beibehalten, welches wir zurückziehen. Damit ein Kurs rentabel bleibt, müssen sich mindestens acht Schüler einschreiben. Angesichts des lauen Samstags sind wir auf Spekulationen angewiesen, beschliessen, den Anfängerkurs mit bisjetzt vier Teilnehmern einem bedürftigen Kollegen zu überlassen. Die ganze Prozedur dauert sieben stressige Stunden, auch wegen des schwelendes Konfliktes zwischen Institutsdirektor, der nach sechs Monaten immer noch nicht richtig Fuss gefasst hat, und der Leiterin der internen Kurse, die de facto wohl oder übel das gesamte Institut leitet. Am Ende braucht niemand am Hungertuch zu nagen (allerdings wären manche gut beraten, auf die Sonderangebote in ihrem Supermarkt zu achten).

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