19 Februar 2006

Neue Gesichter

Die Luft wird spürbar wärmer. Letzte Kurve vor der grossen Hitze.

Die neuen Kurse haben begonnen. Man hat mir einen Fortgeschrittenenkurs und einen Diskussionskurs zugeteilt. Und noch meinen Philosophie-Workshop, der zur Hälfte aus Wiederholungstätern vom letzten Semester besteht. Ihnen zuliebe musste ich mein Konzept etwas abändern: keine philosophischen Texte mehr, sondern Nachrichten aller Art, die Philosophisches hergeben. Wir fangen übrigens gleich mit dem Karikaturenstreit an.

Spannend und wichtig zu Beginn ist es, seine Pappenheimer kennen zu lernen; wissen, mit wem man es zu tun hat. Viele neue Gesichter, darunter eine ehemalige Diplomatin, die in Rom, Tokio, Bonn und Ost-Berlin zu DDR-Zeiten stationiert war, eine Tänzerin, die eigene Performances kreiert und eine zeitlang in Essen studiert hat, eine Tanzlehrerin, spezialisiert auf hawaiische Tänze (man erhofft sich eine Kostprobe ihres Könnens!), die französisch in Polynesien gelernt hat, und dann wie immer viele Ingenieure, Chemiker, Übersetzerinnen, BWL-Studenten, Auswanderungswillige, oder solche, die schlicht in Paris oder Nizza oder Compiègne studieren wollen.

Da ich darauf bestehe, dass die Studis sich nicht selbst vostellen, sondern vom Nachbarn oder von der Nachbarin vorgestellt werden, kommen hin und wieder eigentümliche Sachen zum Vorschein: ein Kerl sagt von einer Kommilitonin, er kenne sie seit fünfzehn Jahren, sie sei eine wirklich nette Person (betont er), sie könne phantastisch Nudeln mit allen möglichen Saucen kochen (betont er ferner), und ausserdem sei sie über beide Ohren in Ewan McGregor verknallt. So genau wollte ich's eigentlich gar nicht wissen.

Bisher keine Nervensäge in Sicht.

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