25 September 2006

Festival

Kinomässig herrscht in Frankreich schon seit längerem Saure-Gurken-Zeit; so gesehen überwiegt beim Besuch eines französischen Filmfestivals in Mexiko-Stadt zunächst einmal begründete Skepsis. Vor zwei Jahren, weiss ich noch, schickte man uns u.a. einen Film, der zuvor in Frankreich bei Kritikern und Kinogängern durchgefallen war. Was sollte der Film dann noch hier? Schnell noch ein paar Rendite herausschlagen? Das mexikanische Publikum für dumm verkaufen? Weiss der Teufel...

Trotzdem, und das ist die gute Neuigkeit, bleibt französisches Kino nach wie vor attraktiv. Die Säle sind brechend voll, das Publikum zu rund 80% mexikanisch. Die Filme selbst allerdings waren ganz nett bis belanglos. Überrascht hat mich ein Splatter-Film, Sheitan, obwohl man mich normalerweise mit solchen Machwerken jagen kann. Das Interessante an dem Film war, dass im Gegensatz zu dem zehn Jahre alten La Haine, in dem Immigrantenkinder (vergeblich) gegen eine französische "Normalität" kämpften, eben diese Immigrantenkinder nun selber die Normalität darstellen und in einem Provinzkaff voller degenerierter Durchschnittsgallier landen, die ihnen auf die ein oder andere Weise an den Pelz wollen. Eine bitterböse, wenn auch genussvolle Umkehrung - z.T allerdings frommes Wunschdenken.

Für einen bescheidenen Cineasten sind Festivals die Gelegenheit, neben den Filmen auch Leute zu gucken, Schauspieler, Filmemacher, wenn nicht sogar die ganz grossen Stars-die-erstaunlich-normal-geblieben-sind-könnte-man-direkt-auf-eine-Tass-Kaff-nach-Hause-einladen. Da es bei diesem Festival nicht das geringste Stück Wellblech zu gewinnen gab, blieb die Stippvisite vom Kaliber eines Gérard Depardieu natürlich aus. Aber immerhin kam Dani, die französische Marianne Faithfull, und Danièle Thompson, die Drehbuchautorin von La Boum (die Fete), und eine vielversprechende Zwanzigjährige, die schon mit 17 den Stoff für ein Drehbuch ablieferte, das der Papa dann verfilmte, cf. mein eher misslungenes Photo - mehr war leider nicht drin, wegen der miserablen Beleuchtung; man sagt ja immer, Stars leuchten von sich aus, aber das hat auch irgendwo seine Grenzen....

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