Nein, ich bin nicht überraschend nach Jemen gereist, ich sitze nur in einem Café, das zufällig so heisst. Die Besitzer sind vermutlich Jemeniten, wenn auch nichts im Café, weder im Design noch in der Speisekarte, irgendeinen orientalischen Ursprung verrät. Oder doch: das eingravierte Kamel in der Tischplatte, aber andererseits hat vielleicht nur der Sponsor, eine bekannte Zigarettenmarke, für diskrete Werbung gesorgt.
Jemeniten habe ich nur in Greifswald kennengelernt; die meisten studierten Pharmazeutik. Ich war kaum in die Stadt gezogen, da machte mich Estéban der Spanischlektor mit seinem orientalischen Freundeskreis bekannt. Es gab einige denkwürdige Feten, an denen neben den Jemeniten auch Syrianer, Libanesen oder Ägypten teilnahmen. Von religiösem Fanatismus keine Spur, keine der Frauen trug ein Kopftuch. Jahre später habe ich erfahren, dass einer der Terroristen von 11. September genau in dieser Zeit ebenfalls in Greifswald war, um dann später zu der berüchtigten Hamburger Zelle um Mohammed Atta zu stossen. Ich frage mich, ob der mit den selben Leuten wie ich Umgang hatte. Wer weiss, vielleicht hat's sogar einen Partyplausch zwischen uns gegeben? "Na, was willste denn machen, nach dem Studium? Pilot? Hey, cool!..."
12 April 2006
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