Dabei hatte ich es kommen sehen. Ich wollte gerade in den Supermarkt, da sah ich sie, die Kids, als Vampire, Hexen und Monster aller Art verkleidet, mit den kleinen kürbisförmigen Töpfchen, die nur darauf warteten, gefüllt zu werden. Das Unausweichliche vorausahnend kaufte ich einen grossen Beutel Süsses, so genannte Halloween Nougats, made im Amiland. Auf der Verpackung wird präzisiert: Fun Pumpkin Face Design, und ein mexikanischer Aufkleber übersetzt (?) das mit Dulces Suaves Savor Naranja. Die Art von Klebzeug, bei der jeder etwas zu geldgeil geratene Zahnarzt sich die Hände reibt, beschert's ihm doch eher früher als später einen ganzen Haufen Neukunden.
Ich war kaum aus dem Supermarkt, da sprangen schon zwei halb- bis viertelwüchsige Mädels auf mich zu, riefen das traditionelle ¡para mi calaverita! Kein Problem, ich war ja vorbereitet. Ich riss also den Beutel auf - und genau in dem Moment überfiel mich der Rest der Bande. Man soll's nicht meinen, aber wenn so Dreikäsehochs in Massen auftreten, entwickeln die einen Schub wie ein Tankwagen; ich wäre beinahe unter ihnen begraben worden. ¡A mí! a mí! quengelte es. In Rekordzeit hatte ich alles verteilt, stets bemüht, Gerechtigkeit walten zu lassen und die kleinen Schlaumeier auszumachen, die so taten, als hätten sie noch nichts gekriegt. Mir blieb der leere Beutel.
Mit der altmexikanischen Tradition des Totentages hatte das reichlich wenig zu tun, aber andererseits häufen sich in der mexikanischen Kulturgeschichte seit eh und je die Synkretismen. Und irgendwie verdächtige ich die Kids, mit kulturgeschichtlichen Erörterungen wenig am (Hexen)hut zu haben...
PS: Auf meinem französischen Hauptblog gibt's übrigens regelmässig Songs zum Downloaden, die (so hoffe ich) zum jeweiligen Post passen.