28 April 2006
Deutsche Woche
Die deutsche Variante, wie gesagt, besteht aus ein paar Regalen, einem Tisch und einer halbwegs angelernten Halbtagsverkäuferin. Das Problem ist natürlich, dass Frischkost nicht so ohne Weiteres importiert werden kann, oder aber man muss sie klammheimlich an den Zollbeamten vorbeischmuggeln. Diese wiederum haben sich längst zu Spezialisten für erlesene Käsesorten oder Pâté-Sorten gemausert, bei all dem, was die täglich beschlagnahmen.
Fazit: keine Wurst, entgegen dem, was uns das Plakat "el sabor de Alemania" verspricht. Man speist uns mit Abgepacktem ab: Fischkonserven, Dosensuppen, Chipsletten, Schogetten. Komischerweise kenne ich abgesehen von Bahlsen oder Haribo kaum einen der Markennamen; nicht gerade das, was man bei Plus oder Aldi findet. Aber gut, geben wir ruhig obskuren Einmannbetrieben mal eine Chance (und schauen wir vorsichtshalber aufs Verfallsdatum der Packung).
20 April 2006
Musik!
Klarer Fall: Wahre Musikliebhaber sind angesprochen. Wenn ihr nur einmal im Jahr eine CD kauft und besagte CD die neue Madonna ist, dann sind solche Musikblogs wohl nichts für euch (jaja, schon gut, alles Geschmacksache...). Für die anderen empfiehlt sich ein 10-Giga-Speicher auf dem iPod.
14 April 2006
Alles in Butter
Jawoll, I Can't Believe It's Not Butter, eigentlich ultrahocherhitzte Margarine (gesalzen). Zum Glück steht's drauf. Denn wenn man nur den Markennamen liest, also Ich kann's nicht glauben, dass das keine Butter ist, tja, was hätte man da wohl messerspitzenscharf gefolgert? "Hm... doppelte Verneinung... also ist es Butter!" - "Nee, Quatsch, er sagt doch, dass er nicht glauben kann, dass es keine Butter ist!" - "Eben, und er täuscht sich, also ist es Butter." - "Eben nicht!" - "Eben doch!" - "Du mich auch." - "Ich dich was?!" piff! PAFF! etc.
Wer kommt denn auf solche Namen? Ich habe ein paar schlaflose Nächte verbracht und bin dann zu dem Schluss gekommen, dass hier womöglich Talkshows inspirierend gewirkt haben. Als wär's ein Untertitel, der in Zitatform möglichst griffig die Showgäste charaterisieren soll. "Und nun, meine Damunherrn, kommen wir zu unserem nächsten Gast, Gary aus Tucson/Arizona, der, glaube ich, uns ein einfühlsames Geständnis machen wird. Applaus!" Klatsch klatsch klatsch. Kaum ist der Applaus abgewürgt, bricht Gary in Tränen aus: "Ich... ich kann's nicht glauben, dass das keine Butter ist, bääääääh". Unten am Bildschirm wird eingeblendet: Gary aus Tucson/Arizona - "Ich kann's nicht glauben, dass das keine Butter ist" Dramatisch. Fesselnd. So fesselnd, dass sich ein PR-Mensch, der just zu dieser Uhrzeit vorm Fernseher sass, gesagt haben muss, he, gar nicht so blöd, könnte man glatt als Produktname für unsere Margarine nehmen!... Gesagt, getan.
Und so werden uns wieder mal Sachen auf's Brot geschmiert...
12 April 2006
Yemen
Jemeniten habe ich nur in Greifswald kennengelernt; die meisten studierten Pharmazeutik. Ich war kaum in die Stadt gezogen, da machte mich Estéban der Spanischlektor mit seinem orientalischen Freundeskreis bekannt. Es gab einige denkwürdige Feten, an denen neben den Jemeniten auch Syrianer, Libanesen oder Ägypten teilnahmen. Von religiösem Fanatismus keine Spur, keine der Frauen trug ein Kopftuch. Jahre später habe ich erfahren, dass einer der Terroristen von 11. September genau in dieser Zeit ebenfalls in Greifswald war, um dann später zu der berüchtigten Hamburger Zelle um Mohammed Atta zu stossen. Ich frage mich, ob der mit den selben Leuten wie ich Umgang hatte. Wer weiss, vielleicht hat's sogar einen Partyplausch zwischen uns gegeben? "Na, was willste denn machen, nach dem Studium? Pilot? Hey, cool!..."
08 April 2006
Gelassen
Inzwischen ist es Abend, ich habe offiziell Urlaub und schüttle den Stress der vergangenen Tage von mir ab. Die Strasse sehe ich nun mit anderen Augen, eine Fülle alltäglicher Details erschliessen sich mir. Don Cruz lehnt gedankenversunken mit dem Rücken an einem Wagen, den er gerade gewaschen hat. Don Ray, sein Helfer, wirft mir grinsend einen wissenden Blick zu (obwohl ich immer noch nicht weiss, auf welches Wissen er anspielt und ob dieses Wissen ein Grinsen rechtfertigt). Etwas weiter hinten unterhalten sich die Taxifahrer auf ihrem sitio, warten auf eine Meldung der Zentrale. Blätter fallen, Zweige spriessen, Grünzeug grünt - hier machen die Bäume, was sie wollen, jeder entscheidet für sich, ob Frühling, Sommer oder Herbst ist. Etwas später geht einer der Nachbarn mit seinen beiden Labradors Gassi. Und mit seinen beiden grünen Papageien, einen auf jeder Schulter. Alle da, alles in Ordnung...